Le calamita dell'Europa/ oda pindarica/ a sua eccellenza/ il signor Conte/ Raimondo di Montecuccolo/ cavaliere dell'Ordine insigne del/ Toson d'oro Cameriere, e Consigliere di Stato di/ Sua Maestá Cesarea, suo Tenente Generale dell'Armi, Gran Mastro dell' Artiglieria nell' Austria, Presidente del Consiglio di Guerra; Colonello d'Infanteria, e Cavalleria; e Governatore perpetuo di Giavarino, e suoi Confini &c. &c.,
[Wien 1677]
Zitierweise: Alexander Wilckens: Quellenautopsie "Ermes Francesco Lantana (1677)", in: Europabegriffe und Europavorstellungen im 17. Jahrhundert. Web-Projekt, Wolfgang Schmale (Dir.). https://europaquellen.univie.ac.at/einzelansicht/news/ermes-francesco-lantana-1677/
Schlagworte: Frieden; Gedicht; Krieg; Ode;
Fundort: ÖNB / 170.810-B
A) Kurzbiographie | B) Beschreibung der Quelle | C) Europabegriff und -vorstellung bei Lantana |
Über den Dichter Ermes (Hermann) Francesco Lantana ist nur wenig überliefert. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts war er Sekretär der Akademie in Brixen. Er war auch in den habsburgischen Ländern tätig. Aus seiner Feder stammen verschiedene lyrische Werke und darüber hinaus gab er die Acta novae academiae Philoexoticorum naturae et artis, 1686 [Brixiae 1687] heraus.
Literatur:
- Archivio Biografico Italiano: Mikrofiches-Edition, MF I 552, 119-120.
- Jöcher, Christian Gottlieb: Allgemeines Gelehrten-Lexicon mit Fortsetzung und Ergänzung von Johann Christoph Adelung und Heinrich Wilhelm Rotermund, Leipzig 1750-1897 (7 Bde.), Ergänzungsband III A-L, Sp. 1287.
Bei der Quelle handelt es sich um eine im Hochstil verfasste pindarische Ode, die zwanzig Strophen umfasst. Sie stellt Lobgedicht und Klagelied zugleich dar, wobei der traditionelle triadische Aufbau der Ode in Strophe, Antistrophe und Epode durch ebenso regelmäßige wie unüblich zusammengesetzte Strophen, die aus neun Verszeilen bestehen, ersetzt wird. Die sieben- und elfsilbigen Verse haben dabei die Reimstruktur aBCaBCcDD.
Dem Gedicht ist eine Widmung an Fürst Raimund Montecuccoli vorangestellt, welche die Datierung "Wien, 16. August 1677" trägt. Der Leser wird an dieser Stelle bereits auf den Inhalt des Gedichts vorbereitet: Durch die Feder des Dichters möchte das trostlose Europa dem renommiertesten seiner Feldherren sein gegenwärtiges Elend vor Augen führen, um ihn daraus folgern zu lassen, dass es sofort seines mächtigen Armes und Rates benötige. Tatsächlich ist die Ode eine vehemente Klage über den schrecklichen Zustand Europas fünf Jahre nach Beginn des sogenannten Holländischen Krieges (1672-1678) und ein Aufruf zur Niederlegung der Waffen sowie zum Friedensschluss.
C) Europabegriff und -vorstellung bei Lantana
Der Europabegriff in Lantanas Ode steht in enger Beziehung zu den verschiedenen poetischen Mitteln, die der Autor zur Steigerung des Ausdruckes verwendet. Die Benutzung von antiken Bildern und Figuren, insbesondere der griechisch-römischen Mythologie, spielt hier eine herausragende Rolle, vor allem im Hinblick auf die Thematisierung von Krieg und Frieden.
Zunächst wird Europa unbestimmt als Region und als Kriegstheater verstanden. Europa ist der Ort eines unheilvollen Kriegsbrandes, der Königreiche vernichtet und dessen Flammen bis in den Himmel reichen. Über seine Felder und Ebenen fließt eine Flut von Heeren, die alles zerstören und in Blut baden. Vor allem Holland, Belgien und der deutsche Boden müssen die Hitze dieses Kriegsfeuers ertragen. Die Erwähnung anderer geographischer Namen, wie Sarmatien, Podolien oder Panonien, und die Andeutungen in Bezug auf die Türkengefahr, lassen den "europäischen" Raum als ein Areal, das sich vom Osmanischen Reich über Ungarn und Polen bis zum Atlantik erstreckt, verstehen.
Europa ist außerdem die Welt der christlichen Könige und Königreiche. Der Umstand, dass es sich im Krieg befindet, sei dem Ehrgeiz und tödlichen Hass der christlichen Könige, vor allem aber dem Wahnsinn des französischen Königs anzulasten. Das gegenseitige Bekriegen der Christen kommt dabei den Türken zu Nutze und der europäischen Welt zu Schaden, die fast von den türkischen Krummsäbeln und den französischen Schwertern besiegt scheint.
Die reiche Verwendung von allegorischen Motiven und mythologischen Figuren aus dem klassischen Altertum in Zusammenhang mit Krieg und Frieden (allen voran der Kriegsgott Mars) offenbart dem Leser schließlich die personifizierte Europa, die entstellt, in Tränen versunken, trostlos und am Ende des Gedichts betrübt in den Himmel schreit. Ein Engelsgesang trübt ihre Sinne und ein Blitz lässt sie einschlafen. Beim Erwachen vernimmt sie die Nachricht einer berühmten Niederlage, welche ihre eigenen Siege voraussagt.
(aw)