James Haestrect [1698]

A Poem Upon The Conclusion Of The Peace of Europe And His Majesty's Happy Return.
By Haestrect James, Gent.
Nunquam sera est ad bonos mores [XXX].
London: Printed by W. Onley, and to be sold by E. Whitlock, in Amen-corner,
near Stationers-hall. MDCXCVIII.

Zitierweise: Rolf Felbinger: Quellenautopsie "James Haestrect (1698)", in: Europabegriffe und Europavorstellungen im 17. Jahrhundert. Web-Projekt, Wolfgang Schmale (Dir.). https://europaquellen.univie.ac.at/einzelansicht/news/james-haestrect-1698/

Schlagworte: England; Frieden; Gedicht; Vorbild; Wilhelm III. von Oranien;

Fundort: BSB / Film R 361-816

A) KurzbiographieB) Beschreibung der Quelle C) Europabegriff und -vorstellung bei Haestrect

 

A) Kurzbiographie

[Trotz intensiver Recherche in diversen Nachschlagewerken konnten bisher keine biographischen Daten zur Person von James Haestrect ermittelt werden. Weitere Werke des Verfassers sind nicht bekannt.]

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B) Beschreibung der Quelle

Bei der vorliegenden Quelle handelt es sich um ein Lobgedicht auf den englischen König Wilhelm III. von Oranien, das sich inhaltlich sowohl seinen langjährigen Erfolgen auf den Kriegsschauplätzen in Irland und Kontinentaleuropa, als auch seiner immanenten Bedeutung als Herrscher und künftiger Gestalter in Friedenszeiten widmet. Sie wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des Jahres 1698 in London publiziert und stellt heute eine Rarität dar, da sich bislang nur ein einziges Exemplar nachweisen lässt, das sich im Besitz der Bodleian Library in Oxford befindet. Dieses Einzelstück wurde von einer amerikanischen Reproduktionsfirma (XUM, Ann Arbor, Michigan) in den Siebziger Jahren auf Mikrofilm kopiert, wobei eine gute Lesequalität nicht durchgängig erreicht wurde. So lässt sich beispielsweise der lateinische Sinnspruch auf dem Titelblatt nur teilweise (siehe Titelaufnahme) entziffern.
Der Aufbau des Gedichts folgt keiner Regelmäßigkeit, da sowohl das Versmaß, als auch die einzelnen Strophen sehr unterschiedlich konstruiert wurden. Haestrect weist zunächst auf die glücklichen Zeiten unter den großen römischen Feldherren Julius Caesar sowie Kaiser Augustus hin. Nach deren Kriegserfolgen hätten sie dem Römischen Reich Eintracht und Wohlstand, vor allem aber Friedenszeiten beschert, die von der Bevölkerung mit Respekt und Dankbarkeit aufgenommen wurden. Danach spannt er den Bogen zur Gegenwart und dankt dem König, dass er nach den vielen Kriegsjahren nicht nur das Machtstreben Ludwigs XIV. gestoppt, sondern auch für den langerwarteten Frieden gesorgt hat:

"Fresh Dawnings of those happy Days appear,
And Janus closes up this peaceful year;
Nassau the Brave proclaims it shall be Peace.
And the Grand Lewis may his Boasting cease."

Nach den zehn Jahren Krieg seit 1688 ("Glorious Revolution", "Pfälzischer Erbfolgekrieg"), die Haestrect mit der zehnjährigen Belagerung Trojas gleichsetzt, heißt er König William III. im Namen aller treuen Untertanen wieder in der Heimat willkommen und beschwört ihn, nach dem Kriegsruhm nun den Ruhm des Friedens zu erlangen. Zur Sprache kommen in diesem Kontext alle Orte in Irland ("[Battle] at the Boyne", "London-derry", "Athlone", "Lymeric", "Cork", "Gallway") sowie auf dem Kontinent ("Mons", "Aeth", "Charleroy", "Namure", "Troy", "Steenkirk"), die als Symbol für die bereits erbrachten kämpferischen Leistungen des Königs stehen. Die Leistungen, die sich der Autor für die erhoffte friedliche Zukunft erwartet, siedelt er dahingegen auf dem Gebiet von Recht und Ordnung, Handel und wirtschaftlicher Blüte an:

"In Justice sway the Scepter in your Hand,
With Peace bring Plenty to this fruitful Land.
Make Commerce free, our former Trade restore, …"

Haestrect empfiehlt dem König, sich am Vorbild von Königin Elisabeth I. ("Eliza's Sceptre in your Hand") zu orientieren, die sich nicht nur erfolgreich gegen alle äußeren Feinde ("Spain", "Spaniard Rage", "Roman Pontiff") zur Wehr gesetzt, sondern England auch eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit ("Like the last Teudor (!), who such Honour bore, and Rul'd, no Monarch Rul'd so well before;") beschert hätte. Zum Abschluss bekräftigt der Verfasser noch einmal seine Erwartungen, die er stellvertretend für alle Untertanen des Monarchen in Form eines energischen Aufrufs zum Ausdruck bringt:

"On then, Great Prince, and with that Mildness Rule,
As does best suit the Greatness of your Soul;
Instead of Storming Towns, take Hearts by Storm,
And in each Breast of Worth an Empire form:
Teach us to value what the World admires,
Teach Virtue such as noble Breasts inspires;
Greatness and Goodness when they stand ally'd,
In Justice will the Helm of Empire guide; …
From hence all Enmity will dye and cease,
And Amity succeed the Joys of Peace."

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C) Europabegriff und -vorstellung bei Haestrect

Der Begriff "Europe" wird in den 23 Strophen des Gedichts nicht näher definiert. Da James Haestrect ihn jedoch in Verbindung mit Termini wie "Empire", "Monarchy" und "Nation" setzt, liegt die Vermutung nahe, dass er mit "Europe" in erster Linie politische und geographische Inhalte verbindet.
Aus der Reihe der europäischen Fürsten taucht im Quellentext neben dem Statthalter-König lediglich Ludwig XIV. auf, der von Wilhelm III. von Oranien durch den Frieden von Rijswijk (siehe auch Peter Anthony Motteux 1697) in seine Schranken verwiesen werden konnte. Galt der Bourbone bisher als mächtigster Fürst "Europas", so hat sich das Blatt gewendet und der englische König scheint sich nun als derjenige entpuppt zu haben, der die Fäden in Händen hält. Anders als Ludwig XIV. zeichnet er sich aber nicht durch Machtstreben und Kriegslust, sondern vielmehr durch ehrenhaftes, tugend- und maßvolles Verhalten aus, das darüber hinaus wohl auch die letzten Zweifler an der Rechtmäßigkeit seiner Stellung verstummen lässt:

"So well he Merits what he did obtain,
His Foes abroad confess Him fit to Reign:
All Europe owns that amply we are Blest,
And when we talk of Monarchs, think Him Best."

Durch diese besondere Positionierung erweist sich König Wilhelm III. als ideales Vorbild für alle anderen Fürsten Europas. Nach der langen Kriegsperiode kehrte er in die Heimat zurück und wird sich jetzt um das Wohl des Volkes in Friedenszeiten verdient machen, was seine Untertanen auch von ihm erwarten (dürfen). Nach der Abwehr innerer und äußerer Gefahren (drohende Rekatholizierung unter James II., Durchsetzung der konstitutionellen Monarchie, Ausbalancierung der potentiellen Hegemonie Frankreichs) stehen fortan die finanziellen und ökonomischen Entwicklungen sowie die Ausdehnung des Kolonialreiches in Übersee im Vordergrund.

(rf)

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