Friedens=Interesse
Der Vornehmsten Potentzen In Europa.*
I. Spanien/ Engel= und Holland.
Dieweil der Fried um Mitternacht
Zur Unzeit ist zur Welt gebracht;
So ist zu fürchten/ daß sein Schein
Nicht dörfte lang beständig seyn.
II. Reich.
Weil ihr den Eigennutz bedacht/
Und Frieden ohne mich gemacht;
So muß das Reich (da Strasburg hin)
Für diesesmahl den kürtzern zieh’n.
III. Pfaltz.
Wann ich die wüste Stätt’ bedacht’/
Und was der Hahn vor Ford’rung macht;
So kommt der Fried nach meinem Wahn
Für dieses mahl mich theuer an.
IV. Elsaß.
Um meine Freyheit ists gethan/
Der Hahn legt mir nur Fesseln an;
Ihr Schweitzer seh’t euch besser für/
Jetzt steh’t der Karch für eurer Thür.
V. Strasburg.
Wann Genff die Statt/ wie ich gethan/
Auch zieh’t Frantzösische Hosen an/
So habt ihr Schweitzer/ glaubt mir das
Ein recht Paar Brillen auff der Naß.
VI. Schweitz.
So lang der Hahn noch Ave spricht/
Und unser Schwerd noch hau’t und sticht/
Und mangelt nicht an Kraut und Loth/
So hats mit uns noch keine Noth.
VII. Spanien.
Ich/ da vor dessen Tritt noch eh’
Die halbe Welt erzitterte/
Zieh’ nun den Frieden mit Begier/
So schlecht er ist/ dem Kriege für.
VIII. König Wilhelm.
Um Cron und Leben hab ich mich
Bißher gewehret ritterlich;
Nun steh’t Schott= Irr= und Engel=Land
Im alten Glantz und Freyheits=Stand.
IX. König Jacob.
Ein Untertretter guter Sach
War ich der That und Nahmen nach;
Nun bin ich mit gemeinem Hohn
Ein König sonder Cron und Thron.
X. Printz Wallis.
Wo Wasser her auff meine Mühl?
Jetzt ist verderbt das künstlich Spiel;
Ja ich bin Schachmatt gantz und gar/
O! wär’ ich wieder/ der ich war.
XI. Savoyen.
Ich ziehe von der Alliantz/
Die ich verließ/ die beste Schantz;
Wer fragt darnach/ ob man schon spricht/
Ich halte treu und Glauben nicht.
XII. Chur=Sachsen.
Man Päpstelt jetzo ins gemein/
Ich Päbstle mit/ das trägt mir ein/
Des Abfalls uffgestellten Lohn/
Den ich gesucht/ die Pohl’sche Cron.
XIII. Franckreich.
Ihr Muselmänner frisch zu Feld/
Ich steh euch bey mit Volck und Geld;
Weil doch der Frieden/ wie ihr wisst/
Nur ein verdecktes Fressen ist.
XIV. Käyser.
Laß doch die Grillen/ mein Louys,
Von deiner fünfften Monarchie;
Und glaube, dass Macht/ List und Geld/
Was Gott beschlossen/ nicht auffhält.
XV. Lothringen.
Mein Nachbar geht durch meine Thür/
So offt er will/ frey ein zu mir;
Ich aber/ als der Herr im Hauß/
Darff nicht/ wann ich will/ dort hinaus.
XVI. Papst.
Der Erstgebohrne hält sich wol/
Er ists/ der es ausführen soll/
Daß meinem Stuhl die gantze Welt
Gehorsam’st und zu Füssen fällt.
XVII. Römische Clerisey.
Die grosse Sachen dieser Zeit/
Staat/ Kirch/ Cron/ Scepter/ Krieg und Streit/
Höll’/ Fegfeuer/ Himmel/ Leut und Land/
Das alles steh’t in uns’rer Hand.
XVIII. Machiavel.
Wo führt ein Pfaff die Oberhand/
Da ist noch Glück noch Stern im Land;
Drum soll man sie mit Nutz und Kern
Ausrotten/ wie die Tempel=Herrn.
XIX. Schweden.
Indem als Mediator ich
Das Kriegs=Feur legte sorgsamlich/
Hat mich dahin der Flammen Macht
In ohnerhörte Noth gebracht.
XX. Printz Conty.
Das Conto, so ich mitgebracht/
Und unser Louys selbst gemacht/
Bringt gantz ein ander Facit mit/
Glaubt mir/ die Cron ist noch im Schritt.
XXI. Moscau.
Komm/ rühr dich nur/ du Dockeman/
Und fang nur solche Händel an/
Der Russisch Säbel hinden drein
Soll ich bald auff dem Nacken seyn.
XXII. Brandenburg.
Ich lobe zwar den Abfall nicht/
Dem das Gewissen widerspricht;
Doch stimm ich darin Moscau bey/
Daß mir der Sachs anständig sey.
XXIII. Rokotsch/ oder Contysche Polacken.
Gibt Conty nur Louysen preiß/
Und Thaler Millionen weiß/
Er soll erfahren/ dass das Geld
Regiert die gantze weite Welt.
XXIV. Türck und Tartar.
Wann Conty nicht den Thron erhält/
Ists Boden=schlecht mit uns bestell’t/
Uns treibt der Käyser/ Ruß und Pohl
Aus Budziac und aus Stampol.
XXV. Venedig.
Ihr Christen=Feind/ ihr wüth’gen Hund/
Bin ich nicht auch in deren Bund/
Die sich zu eurem Untergang
Verschworen all’ ihr Lebenlang.
XXVI. Dennemarck.
Indeß zieh ich Subsidien/
Und laß es drunt= und drüber geh’n;
Doch/ dass mein Volck in Ubung sey/
So zwack ich Holstein ohne Scheu.
XXVII. Würtenberg und Baden.
Viel tausend Schaden hat der Hahn
Bißher auff unserm Mist gethan;
Er hält auch schwerlich besser Hauß/
Man reiß ihm denn die Federn aus.
XXVIII. Gemeine Christenheit.
Uff Mein und Dein sieht jedermann/
Und hält es fest/ so lang er kann;
Wer aber sein Hoffnung stell’t
Auff Gott den Herrscher aller Welt/
Ohn dessen Willen nichts geschicht/
Der stimmet uns auch bey/ und spricht/
Hab Dank für Deine Gütigkeit/
Herr/ gib nur Fried zu uns’rer Zeit!
ENDE.
* Transkription aus dem Original von Rolf Felbinger.